Ich bin immer noch krank und liege daher viel auf dem Sofa (manchmal auch sehr luxuriös auf der Terasse :) ). Ich gucke gewissermassen den Pflanzen (Mandelbäumen, Narzissen und Tulpen) beim Wachsen und den Wolken beim Ziehen zu. Das ist eine völlig neue Erfahrung für mich. Die Liebste legt mir immer neue Bücher hin und das kleine Data-Center auf dem Dachboden (vorher Küche) blüht, wächst und gedeiht ebenfalls. Es lässt sich auch gut mit dem Telefon fernbedienen. Ich habe selten in meinem Leben so viel Zeit zum Nachdenken gehabt und so viele Bücher gelesen (siehe auch Zeit zum Lesen). Manche verschlinge ich regelrecht, bei manchen schlafe ich nach ein paar Seiten ein. Alle Geschichten bringen allerdings viele neue Ideen und Sichtweisen in meinen Kopf. Ich stöbere in der Wikipedia nach Begriffen und weiterführenden Links.
Hier also vier weitere Bücher mit jeweils einer kleinen Bemerkung.
Über Menschen – Juli Zeh
Frau zieht aus der Stadt (Berlin) aufs Dorf (Brandenburg) und erlebt Dorfleben. Ihr Nachbar ist bekennender Nazi, dessen Tochter kommt immer gern zum Spielen, der Bus ins Einkaufszentrum fährt nur einmal am Tag. Jeder versucht irgendwie zurecht zu kommen. Wie das halt so ist auf dem Dorf.
Ich habe das mehrfach erlebt und ich bin eigentlich nur erstaunt darüber, dass viele Menschen so etwas scheinbar gar nicht kennen.
Der Roman ist ok (sie schreibt so schön), spannend (Autounfälle, Einbrüche), teilweise lehrreich (Werbeindustrie, Krankheiten) und auch witzig (sie formuliert manches so wunderbar auf den Punkt). Die ganze Nazi-Story finde ich zu oberflächlich. Der Dorfnazi hilft der Werbetussi aus der Stadt. Der Nazi tut der der Werbetussi leid. Da sollte ja eigentlich die Geschichte beginnen. Tut sie aber leider nicht.
Trotzdem gute Unterhaltung
Der Lärm der Zeit – Julian Barnes
Es ist eine Art Biographie in Romanform. Es geht um das Leben von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Die Beschreibung seines Lebens ist wirklich interessant und ich habe besser verstanden wie das so funktioniert wenn man ein bekannter Komponist ist/wird und mit der Regierung seines Landes (Russland unter Stalin) “zusammenarbeiten” muss/will/kann. Manchmal läuft es einem beim Lesen kalt den Rücken runter, meistens sind die einzelnen Episoden seines Lebens aber auch einfach interessant. Das Buch vermittelt gut dieses Gefühl wie das so war, im damaligen Russland.
Ich habe beim Lesen und danach auch das erste Mal bewusst seine Musik gehört (und ein paar Sachen von Strawinsky), muss aber zugeben, dass die Musik für mich teilweise wirklich sehr “sperrig” ist :). Im Zusammenhang mit den Ereignissen im Buch konnte ich das allerdings besser nachvollziehen und auch “schätzen”.
Die neuen Seidenstrassen – Peter Frankopan
“Gegenwart und Zukunft unserer Welt” ist als Untertitel natürlich “Ganz grosses Kino” aber das Buch wird dem Titel gerecht. Spätestens nach meinem Chinabesuch vor drei Jahren wurde mir klar, dass dort die Zukunft der Welt entwickelt wird.
Gutes Buch!
Solltest du mal lesen!
Auf gut 300 Seiten gelingt es Frankopan zu zeigen, wie notwendig ein Perspektivwechsel der Europäer ist … Die Kräfteverschiebung von West nach Ost zwingt uns zum Umdenken.
Eckhard Stuff ― RBB Kulturradio
Frankopan weist den Weg ins chinesische Jahrhundert. Der Leser spürt förmlich, wie der Autor vor seinen Augen eine Weltkarte ausbreitet und den Blickwinkel langsam Richtung Osten, Richtung China verschiebt.
Tosten Riecke ― Handelsblatt
Maschinen wie ich – Ian McEwan
Der Roman erzählt von den Vor- und Nachteilen, die auf uns zukommen, wenn eines Tages tatsächlich Roboter mit künstlicher Intelligenz unter uns sein werden. Er spielt in den Achtziger Jahren und verknüpft viele Zeiten miteinander. Das Ganze ist in eine atemberaubende Story verpackt und wunderschön beschrieben – hach!
Schreiben kann er gut, der McEwan, sehr gut :).
… ich lese dann mal weiter …
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