Nächste Station in China ist Shanghai. Von Xi’an aus ist das eine Strecke von gut 1.300 km. Mit dem Zug dauert die Reise knapp sieben Stunden. Shanghai ist eine der grössten Städte der Welt, nach Tokyo und Delhi. Es hat etwa 24 Millionen Einwohner und eine Ausdehnung von 50km mal 50 km. Die Ausdehnung ist nur unwesentlich grösser wie Berlin. Wenn man mit dem Zug aus Westen kommt, sind die letzten 300km hinter Nanjing ein einziges Siedlungsgebiet (Changzhou, Wuxi, Suzhou). Der Zug fährt dort mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h etwa eine Stunde durch ein “Häusermeer” bis er dann in Shanghai hält. Auf diesem letzten Teil der Strecke gibt es wirklich alle Bauformen von Häusern, die man sich so vorstellen kann. Hin und wieder sieht man auch Statuen wie diese:
Wir hatten drei Tage Zeit und wollten “nur” ein wenig durch die Stadt laufen. Ich war schon mal ein paar Tage in Shanghai (First JoomlaDay in Shanghai, China) und hatte es als sehr unübersichtlich in Erinnerung.
Dank eines gut ausgebauten Metro und Bus-Systems kommt man sehr schnell durch die Stadt. In Peking gab es innerhalb der Stadt noch viele Hutongs, in Shanghai dagegen sieht es aus, als wären die ursprünglichen Hutongs schon einmal “überbaut/neugebaut” worden. Vielleicht so vor 20/30 Jahren.
Diese “Neubauten” werden gerade wieder abgerissen und durch höhere Häuser ersetzt.
Pudong/Bund
Shanghai hat eine wirklich atemberaubende Skyline in Pudong. Kilometer davor, sieht man hin und wieder schon dieses Gebäude.
Sehen kann man die ganze Skyline vom Bund aus. Der Bund ist eine Uferpromenade und wurde während der Kolonialzeit von 1860-1930 gebaut. Am Bund steht beispielsweise auch das Stammhaus der Hongkong und Shanghai Bank Corporation, besser bekannt als HSBC.
Wenn man vom Bund aus über den Huangpu Fluss auf Pudong blickt, bietet sich ein wirklich beeindruckendes Panorama. Alles was man dort sieht wurde in den letzten 30 Jahren gebaut.
Der Shanghai Tower, den man schon von weitem sehen konnte, wurde 2015 eröffnet und ist 632 Meter hoch. Vor der Eröffnung wurde er im Jahr 2014 von ein paar Roofern aus Russland bestiegen.
Die Aussichtsplattform in diesem Gebäude befindet sich in der 121. Etage und ist mit 562 Metern die höchste Aussichtsplattform der Welt. Zum Vergleich: die höchste Plattform in New York, “One World Trade Center”, ist auf 380 Metern. Wenn man von dort oben auf die Stadt schaut, sieht man ein Meer aus Wolkenkratzern bis zum Horizont (Das ist übrigens die Richtung, aus der wir mit dem Zug kamen).
Nur so zum Vergleich, der Eiffelturm ist 300 Meter hoch, das höchste Gebäude in Deutschland, der Commerzbank Turm in Frankfurt, 259 Meter und der Kölner Dom ist 157 Meter hoch. Die Aufzugfahrt in das 121. Stockwerk dauert knapp 30 Sekunden und der Aufzug ist natürlich “der schnellste der Welt” :)
Auf der anderen Seite der Plattform schaut man hinunter! auf das immerhin 492 Meter hohe Shanghai World Financial Center.
Das Ganze ist … nunja … mal wieder beeindruckend. Ich kam doch mit etwas wackeligen Beinen wieder runter und konnte es nicht so recht glauben, dass ich gerade dort oben war.
Nicht weit von Pudong und seinen Wolkenkratzern entfernt befindet sich die Einkaufsstrasse Nanjing Road (natürlich eine der grössten der Welt :) ). Es regnete allerdings und so haben wir uns grösstenteils unterhalb der Strasse bewegt (das geht auch)
In diesem Zusammenhang muss ich mal etwas über Telefonläden sagen. Überall in China findet man die Telefonläden von Oppo (200.000 Geschäfte, deren Marken sind Oppo, Vivo und OnePlus), Huawei (11.000 Geschäfte), Xiaomi (1.000 Geschäfte). Samsung spielt keine wirkliche Rolle mehr. Oppo Telefone gibt es bereits ab 50 Euro bis hin zu Luxustelefonen für mehr als 500 Euro.
Tip: Falls ihr ein billiges Android Smartphone (unter 100 Euro) in Deutschland benötigt: Xiaomi Redmi 7a.
Apple hat 42 Geschäfte in China Mainland und 6 in Hongkong. Apple Geräte sind ganz praktisch, weil deren Services nicht geblockt werden. Die Karten App von Apple ist wirklich gut, verglichen mit Google Maps. Verglichen mit Oppo ist Apple ein reiner Luxusgüterhersteller der meines Erachtens zunehmend Probleme mit der technischen Abgrenzung nach “unten” bekommt. Während wir China bereisten, erschien das neue iPhone (3 Kameralinsen) und die technisch besseren/innovativeren und auch preisgünstigeren Geräte von Huawei und Oppo (4 Kameralinsen). Die Städte waren gewissermassen “tapeziert” mit Telefonwerbung.
Jing’an Temple
Nach mehreren Kilometern Einkaufsparadies von billig bis superluxuriös findet sich am Ende der Strasse der Jing’an Tempel. Auch hier gehen die Superlative weiter. Gebaut im Jahre 247 zu Zeiten der Wu Dynastie wurde er in den folgenden 1.000 Jahren immer mal wieder überschwemmt. 1216 wurde er dann an die heutige Stelle in der Nanjing Road verlegt. Während der Kulturrevolution wurde der Tempel als Kunststofffabrik genutzt. Im Jahr 1972 brannte er komplett nieder und wurde ab 1983 wieder schrittweise aufgebaut. Die letzten umfangreichen Renovierungsarbeiten fanden im Jahr 2004 statt. In der grossen Halle steht ein 15 Tonnen schwerer Buddha aus Silber (für Notzeiten).
Die Tempelanlage besteht mittlerweile aus Beton mit einer aufgesetzten Holzkonstruktion aus Myanmar und ist natürlich viel grösser, als man so auf Anhieb denkt.
Fabric Market
Wer Seide, Cashmere Pullover und massgefertigte Anzüge und Kleider benötigt, sollte zum Fabric Market gehen. Hunderte kleiner Shops bieten wirklich gute Sachen zu akzeptablen Preisen an. Die Cashmere Sachen kommen aus der Mongolei und haben eine hervorragende Qualität. Der Fabric Market ist auch eine Grosshandelsplattform und viele Händler und Einkäufer wuseln durcheinander. Ein Ort, der mir sehr gut gefällt.
China Art Museum
In Shanghai war 2010 die Expo und im chinesischen Pavillon befindet sich heute das China Art Museum (ja, es ist gross und beeindruckend :) ).
Ich fand das Museum sehr schön. Westliche Kunst ist völlig anders als chinesische Kunst und in diesem Museum wird unter anderem versucht, westliche Kunstformen einem chinesischen Publikum zu erklären. Reisegruppen von Chinesen ziehen durchaus lautstark durch das Museum und lassen sich Maltechniken wie Aquarell- und Ölmalerei von Museumsführern anhand von Beispielen erklären. Die Reisegruppen sehen teilweise echt interessant aus (Kleidung, Verhalten) und ich habe mich gefragt, wo die wohl herkommen. In Pudong am Jin Mao Tower habe ich auch viele solcher Reisegruppen gesehen.
Im Museum sind wenige klassisch chinesische Bilder (Landschaft, Flüsse, Berge, Bambus) zu sehen, dafür umso mehr Werke, die wohl in den letzten 70 Jahren entstanden sind. Die Beschreibungen der Bilder waren leider nur auf Chinesisch.
In einem Bereich sind Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen ausgestellt.
Eine ganze Etage enthält Videos, Zeichentrickfilme und deren Figuren. Viele Kinder fotografieren die Bilder, posten sie irgendwo und sind wild am diskutieren.
Zum 70sten Jahrestag gibt es eine Sonderschau, die sehr symbolisch daherkommt aber auch irgendwie interessant ist.
und sonst so
Wir hatten ja nur ein paar Tage und wollten auch nicht hetzen. Die Stadt ist riesig und man benötigt vermutlich Jahre, um sie kennenzulernen. Ich finde die Stadt international, sehr modern, gut organisiert und voller Überraschungen. Auf unseren “Spaziergängen” durch Shanghai haben wir dauernd interessante Geschäfte gesehen. Hier ein Beispiel einer japanischen Galerie in der alles weiss war, sogar die Katze :) Der Käfer war verkäuflich, hinten im Hof stand noch ein weisser Mini.
Photos auf Flickr
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