1209 – 1129 führte die katholische Kirche in unserer Gegend einen Kreuzzug gegen die Kartharer (Albigenserkreuzzug). Es war der einzige Kreuzzug in Europa. Die Kirche tötete alle Kartharer, die sich weigerten zur katholischen Kirche zu konvertieren. Als die Kirche merkte, dass sie die Auseinandersetzung nicht gewinnen wird, fragte sie beim französischen König (Ludwig VIII) an, ob er den Kreuzzug mit seinen Soldaten zu Ende bringen könne. Der nutzte die Gelegenheit, trieb Steuern ein und sein Sohn (Ludwig IX) gliederte das damalige Okzitanien in den französischen Staat ein. Der Kreuzzug wurde offiziell 1229 mit dem Vertrag von Paris beendet.
In Albi gab es zu dieser Zeit bereits seit 700 Jahren einen Bischofssitz (Erzbistum Albi).
Das Ansehen der katholischen Kirche war 1229 in unserer Gegend … nunja … am Ende …
Wohl auch aus Imagegründen hatte ein Bischof die Idee auf der Basis von Vorgängerbauten in Albi eine Kathedrale zu bauen. Sie sollte eine “andere”, nicht so reiche, nicht so verschwenderische Kirche, symbolisieren. Er entschied sich daher für Backstein als Material und der Kirchenbau begann im Jahr 1282. Hundert Jahre später war die Kathedrale weitgehend fertig und damit die grösste Backsteinkirche weltweit (der Eingang auf der linken Seite wurde später angebaut).
Besonders eindrucksvoll ist der Glockenturm. Von unten sieht es aus als schaue man auf ein Raumschiff.
Auf dem Foto wird es vielleicht nicht so deutlich, aber das Design ist schon anders, verglichen mit den üblichen Kirchen hier. Der Bischofssitz selbst wurde in ähnlichem Stil umgebaut.
Das Ensemble muss damals unglaublich modern gewirkt haben.
So einfach wie Kirche und Palast von aussen aussehen, so prunkvoll sind die Innenräume eingerichtet. Eigentlich ein Widerspruch zu der ursprünglichen Idee des Bischofs … aber … naja.
Ausser den “üblichen Verdächtigen” wie dem Gemälde des Jüngsten Gerichts
… einer schicken Kanzel
… imposanten “Schnitzereien”
gibt es auch interessante Muster und Details
… und eine schöne Sonne
1817 wurde die Diözese von Albi mit Lavaur und Castres verschmolzen.
Henri Toulouse-Lautrec
1864 wurde in Albi der Maler Henri de Toulouse-Lautrec geboren. Er starb 1901 und seine Eltern suchten einen Ort für seine Bilder. 1905 wurden in Frankreich Kirche und Staat offiziell getrennt (Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat). Die Verantwortlichkeit für den Palast ging auf die Stadtverwaltung über, die Kathedrale gehört weiterhin der Kirche. 15 Jahre lang versuchte die Mutter Toulouse-Lautrecs, die Comtesse Adèle de Toulouse-Lautrec, die Stadtverwaltung von Albi davon zu überzeugen, den Bischofspalast zu einem Museum zu machen und 1922 wurden tatsächlich die ersten Ausstellungsräume eröffnet. Das Toulouse-Lautrec Museum wurde seitdem mehrfach renoviert und 2012 neueröffnet.
Bei vielen Lithografien sind auch die passenden Entwürfe ausgestellt.
Mit seinen ungeschminkten Szenen des Pariser Nachtlebens rund um den Montmartre spiegelte Lautrec das Bild einer legendären Zeit, der sogenannten Belle Époque, wider. Dabei war Toulouse-Lautrec in erster Linie Porträtist: Der einzelne Mensch, nicht die Menge, war sein Thema.
Es ist schön, gerade diese Bilder in einem ehemaligen Bischofspalast zu sehen :)
… übrigens Bischofspalast … die Lage ist der Hammer …
… das ist der Garten
… das ist der Blick von der Mauer
Und es gibt noch ein paar unrestaurierte Terassen, nicht erschlossene Gebäudeteile und der ganze Hang zum Fluss inclusive Ufer ist weitgehend naturbelassen.
Das ganze Ensemble ist übrigens auch auf der Unesco Heritage Liste (Episcopal City of Albi).
Leave a Reply