Das „Data Center“ in der Küche

Seit mehr als 25 Jahren habe ich mit Websites zu tun. Da diese Sites irgendwo gelagert und betrieben werden müssen, befasse ich mich zwangsläufig auch mit der „hohen Kunst“ oder dem “ehrlichen Handwerk“ des Hostings.

So prinzipiell hat sich bei diesem Thema nicht viel verändert. Gerade in der IT Branche ist das ja eigentlich unglaublich, hört man doch täglich von so vielen Innovationen. In Bezug auf das Hosting von Websites ist es aber tatsächlich so. Um eine Website oder einen Service wie einen Messenger anbieten zu können, brauchte man damals wie heute einen Computer mit schnellem Internet Zugang, ein stabiles Betriebssystem, 24/7 Stromanschluss, ein regelmässiges Backup und wenn möglich, eine feste IP-Adresse und eine Domain wie beispielsweise hagen.cocoate.com.

Das alles habe ich nun und es befindet sich seit ein paar Tagen in dem Gerät, was da oben abgebildet ist. Die Zeilen, die du gerade liest, werden auch dort gespeichert und wurden von dort gerade an deinen Browser gesendet …

Je mehr ich darüber nachdenke, desto faszinierender ist das für mich.

Das kleine Wunder auf dem Bild da oben und hier unten heisst Pine RockPro64. Der Pine RockPro64 ist quasi das Einplatinenrecher-Äquivalent zu einem „Scharfen Döner mit wirklich alles“.

The ROCKPro64 is the most powerful Single Board Computer released by Pine64. It is powered by a Rockchip RK3399 Hexa-Core (dual ARM Cortex A72 and quad ARM Cortex A53) 64-Bit Processor with a Mali T-860 Quad-Core GPU.

Nun will ich hier gar keine Technik Buzzwords Orgie veranstalten und weise einfach darauf hin, dass die obige Grafik mit den vielen Pfeilen das Gerät etwa in Originalgrösse anzeigt. Hinter jedem der Pfeile stecken Features, zu denen man jeweils mehrere Bücher verfassen könnte. Die Möglichkeiten, die so eine “universelle Maschine“ bietet, lassen mein Hirn, ob deren schierer Menge, ein wenig aufweichen.

Ein einziges Beispiel vielleicht, um ein Gefühl für Grösse zu bekommen.

Man fragt sich ja sicher, wo ist denn bloss die Festplatte, auf der das Betriebssystem und mein Blog gespeichert sind.

Antwort: Momentan ist da, an dem Pfeil mit der Nummer 14, eine microSD Karte mit 64GB eingesteckt. Diese Karte ist 11,0 mm × 15,0 mm × 0,7 mm gross, oder besser gesagt klein. Solche Karten gibt es seit 2005! Mein Blog der letzten Jahre benötigt momentan etwa 640MB Speicherplatz, es könnte also ohne Probleme noch fast 100 mal grösser werden, ohne das diese kleine Karte voll würde. Und wenn das mal passiert – kein Problem – die microSD Cards gibt es mittlerweile in Grössen bis 2 Terabyte! (=2.000 Gigabyte=2.000.000 Megabyte).

vergrösserte microSD Card

Auf der microSD Card befindet sich als Betriebssystem Armbian und als Verwaltungsoftware Yunohost. Ich habe zum Thema eigener Server zwei Artikel im Novatrend Blog geschrieben, die für Anfänger sicher interessant sind.

Naja, und da ich vor ein paar Wochen einen Glasfaseranschluss bekam, musste ich das einfach mal selbst ausprobieren.

Der PineRockPro64 ist eine freundliche Leihgabe von Dick Olsson – danke dafür!

Hier der Mastodon Post: https://fimidi.com/@hagen/107723471298551567

Hier der Twitter Post:

Die Reaktionen auf Toot und Tweet waren sehr ermutigend.

Zugriff funktioniert aus Europa scheinbar wunderbar.

Nun ist das erst der Anfang, denn ich brauche noch vernünftige Backups und ein eigenes Gerät. Momentan mache ich die Backups per Hand (passiert ja nicht viel auf meinem Blog).

Ausserdem soll das Gerät nicht in der Küche bleiben, sondern auf den Dachboden kommen. Dort habe ich zwar noch kein Ethernet Anschluss aber einen Zugang zum Dach. Ich würde das kleine Datacenter nämlich gern mit Solarenergie und Batterien betreiben.

Fragen:

  • Hat jemand von euch Powerline Geräte im Einsatz und funktioniert das gut?
  • Wie lange mag so eine microSD Card im Dauerbetrieb halten?
  • Wie macht man das bloss mit Batterie und Photovoltaik? Hat da jemand Erfahrung oder einen Link?
  • Wäre ein RaspberyPi4 auch ok? (Weil der ist viel billiger)

Gimmick: Das kleine Yunohost Logo auf der Site ist verschiebbar und wird auf allen hier gehosteten Sites eingeblendet😉

Mehr über den Pine RockPro64: https://linux-nerds.org/topic/58/rockpro64-pcie-x4


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14 responses to “Das „Data Center“ in der Küche”

  1. Oliver Avatar

    Ad Powerline: Ich habe das ein paar mal probiert (Mietshaus, Altbau). Innerhalb einer Wohnung gab es hier keinen Grund dafür, in die Etage drunter war es deutlich langsamer als passendes WLAN (Mittlerweile Wifi-6, kriege ~700MBit/s reale Datenrate nach unten durch).
    Micro-SD: Schwer zu sagen, ohne genaues Setup. Wenn da Datenbank, gar Logging drauf läuft, dann sind diese ständigen kleinen Schreibzugriffe immer ein Problem. Mein Home Automation Server hat OS, Programme etc. auf SD, aber Logging und Status-Informationen etc gehen auf eine SSD. Ist nicht viel, aber nach Erfahrung ist das sicherer als SD-Karte (fast egal welche Qualität).
    Batterie / Photovoltaik: Nur sekundäre Erfahrung. Entweder DU hast eine Inselanlage, die muss dann entsprechend ausgelegt sein, oder Du hast eine Anlage mit EInspeisung in Dein Netz. Die wird aber im Falle von Netzausfall nicht mehr einspeisen (außer mit sehr teurer Puffer/Einspeiselösung, die erst bei entsprechend großen Anlagen lohnt).
    Der Raspi 4 wird das vermutlich immernoch alles locker wuppen. Den gibt es (normalerweise…) auch mit 8GB RAM, ist meist wertvoller als CPU Wumms. Vorteil des RockPro64 könnte der PCIe Slot sein bei Anschluss einer SSD (wenn Du nicht über extern baumelnde USB-Kabel gehen willst).

    1. hagengraf Avatar

      Danke für Erfahrungen und Tips. Wifi 6 ist natürlich auch eine Idee 💡
      Ja mit der microSD habe ich auch so meine Sorgen. Ich werde noch eine Festplatte anschließen.

  2. hagengraf Avatar

    Ich bin immer noch krank und liege daher viel auf dem Sofa (manchmal auch sehr luxuriös auf der Terasse :) ). Ich gucke gewissermassen den Pflanzen (Mandelbäumen, Narzissen und Tulpen) beim Wachsen und den Wolken beim Ziehen zu. Das ist eine völlig neue Erfahrung für mich. Die Liebste legt mir immer neue Bücher hin und das kleine Data-Center auf dem Dachboden (vorher Küche) blüht, wächst und gedeiht ebenfalls. Es lässt sich auch gut mit dem Telefon fernbedienen. Ich habe selten in meinem Leben so viel Zeit zum Nachdenken gehabt und so viele Bücher gelesen (siehe auch Zeit zum Lesen). Manche verschlinge ich regelrecht, bei manchen schlafe ich nach ein paar Seiten ein. Alle Geschichten bringen allerdings viele neue Ideen und Sichtweisen in meinen Kopf. Ich stöbere in der Wikipedia nach Begriffen und weiterführenden Links.

    Hier also vier weitere Bücher mit jeweils einer kleinen Bemerkung.

    Über Menschen – Juli Zeh

    Frau zieht aus der Stadt (Berlin) aufs Dorf (Brandenburg) und erlebt Dorfleben. Ihr Nachbar ist bekennender Nazi, dessen Tochter kommt immer gern zum Spielen, der Bus ins Einkaufszentrum fährt nur einmal am Tag. Jeder versucht irgendwie zurecht zu kommen. Wie das halt so ist auf dem Dorf.

    Ich habe das mehrfach erlebt und ich bin eigentlich nur erstaunt darüber, dass viele Menschen so etwas scheinbar gar nicht kennen.

    Der Roman ist ok (sie schreibt so schön), spannend (Autounfälle, Einbrüche), teilweise lehrreich (Werbeindustrie, Krankheiten) und auch witzig (sie formuliert manches so wunderbar auf den Punkt). Die ganze Nazi-Story finde ich zu oberflächlich. Der Dorfnazi hilft der Werbetussi aus der Stadt. Der Nazi tut der der Werbetussi leid. Da sollte ja eigentlich die Geschichte beginnen. Tut sie aber leider nicht.

    Trotzdem gute Unterhaltung

    Über Menschen – Juli Zeh

    Der Lärm der Zeit – Julian Barnes

    Es ist eine Art Biographie in Romanform. Es geht um das Leben von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Die Beschreibung seines Lebens ist wirklich interessant und ich habe besser verstanden wie das so funktioniert wenn man ein bekannter Komponist ist/wird und mit der Regierung seines Landes (Russland unter Stalin) “zusammenarbeiten” muss/will/kann. Manchmal läuft es einem beim Lesen kalt den Rücken runter, meistens sind die einzelnen Episoden seines Lebens aber auch einfach interessant. Das Buch vermittelt gut dieses Gefühl wie das so war, im damaligen Russland.

    Ich habe beim Lesen und danach auch das erste Mal bewusst seine Musik gehört (und ein paar Sachen von Strawinsky), muss aber zugeben, dass die Musik für mich teilweise wirklich sehr “sperrig” ist :). Im Zusammenhang mit den Ereignissen im Buch konnte ich das allerdings besser nachvollziehen und auch “schätzen”.

    Der Lärm der Zeit – Julian Barnes

    Die neuen Seidenstrassen – Peter Frankopan

    “Gegenwart und Zukunft unserer Welt” ist als Untertitel natürlich “Ganz grosses Kino” aber das Buch wird dem Titel gerecht. Spätestens nach meinem Chinabesuch vor drei Jahren wurde mir klar, dass dort die Zukunft der Welt entwickelt wird.

    Gutes Buch!

    Solltest du mal lesen!

    Auf gut 300 Seiten gelingt es Frankopan zu zeigen, wie notwendig ein Perspektivwechsel der Europäer ist … Die Kräfteverschiebung von West nach Ost zwingt uns zum Umdenken. Eckhard Stuff ― RBB Kulturradio

    Frankopan weist den Weg ins chinesische Jahrhundert. Der Leser spürt förmlich, wie der Autor vor seinen Augen eine Weltkarte ausbreitet und den Blickwinkel langsam Richtung Osten, Richtung China verschiebt.Tosten Riecke ― Handelsblatt

    Die neuen Seidenstrassen – Peter Frankopan

    Maschinen wie ich – Ian McEwan

    Der Roman erzählt von den Vor- und Nachteilen, die auf uns zukommen, wenn eines Tages tatsächlich Roboter mit künstlicher Intelligenz unter uns sein werden. Er spielt in den Achtziger Jahren und verknüpft viele Zeiten miteinander. Das Ganze ist in eine atemberaubende Story verpackt und wunderschön beschrieben – hach!

    Schreiben kann er gut, der McEwan, sehr gut :).

    Maschinen wie ich – Ian McEwan

    … ich lese dann mal weiter …

    1. hagengraf Avatar

      600 mbit/s upload

  3. Moppel Avatar

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  4. zlop Avatar

    @hagen Ja, das hatte ich mitbekommen. … War auch eben über die Suchmaschine auf deinem Artikel ‘Einen Server mit YunoHost betreiben’ geführt worden. : )

  5. Hagen Graf Avatar

    @zlop oh cool 😎 Wenn du den toot hier jetzt beispielsweise favorisierst, dann erscheint dein Avatar link unter dem #WordPress Artikel 😀 https://blog.novatrend.ch/2021/12/27/einen-server-mit-yunohost-betreiben/#webmention
    webmention
    wordpress
    Einen Server mit YunoHost betreiben

  6. Herbstfreud Avatar

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  7. ClemensG Avatar

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  8. Lasse Gismo Avatar

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