Verbotene Stadt

China – Teil 2 – Verbotene Stadt

Die verbotene Stadt ist “eine” Palastanlage in Peking. Sie wurde ab dem Jahr 1406 gebaut und zeitweise haben eine Million Sklaven und 100.000 Kunsthandwerker gleichzeitig daran gearbeitet. Bis ins Jahr 1911 wurde sie von den Kaisern der Ming und Qing Dynastie bewohnt. Die einfache Bevölkerung hatte keinen Zutritt, daher der Name.

Die Anlage ist wirklich GROSS und irgendwie perfekt. Auf einer Grundfläche von 720.000 m² befinden sich 890 Paläste mit 8.886 Räumen. Der Legende nach waren es früher 9,999.5 Räume. Symbolisch gesehen war die verbotene Stadt unendlich gross, denn nur der Himmel durfte etwas haben, das grösser als 10.000 ist.

Symbolisch ist in dieser Stadt wirklich alles. Sie ist beispielsweise in Nord-Süd Richtung ausgerichtet. Ich glaube, jeder verbaute Stein hat eine Bedeutung. Hier ein kleines Beispiel:
Das Mittelteil der Treppe auf dem Foto ist ein einziger Stein!
Er ist 11 oder 12 Meter lang und behauen.

Forbidden City Beijing

Mal abgesehen von der Bearbeitung des Steins, wie transportiert man so etwas?

Die Lösung ist ganz einfach :)
Im Winter auf Eis!
Auf einem vereisten Weg war es möglich, den Stein zu bewegen. Und wenn die Strecke länger ist oder es im Winter nicht so kalt ist, dann braucht man halt mal ein paar Dutzend Jahre für den Transport. Das ist die Geschichte für einen Stein …

Die Aussenmauern der Stadt sind 10 Meter hoch und an den längeren Seiten 3,8 km lang. Um die Mauern herum, an der Außenseite, befindet sich ein Weg und ein 50 Meter breiter Wassergraben.

Im linken Bereich ist die verbotene Stadt. Dann die Strasse für die Parade, rechts die grosse Halle des Volkes und das Mao Mausoleum

Um dieses Bauwerk besser einordnen zu können, hier etwas Hintergrund.

Nach der Öffnung der Stadt im Jahr 1911 wurde am 01.01.1912 die erste chinesische Republik ausgerufen. Damit endeten 2.000 Jahre Kaiserreich. Sun Yat-sen wurde der erste Präsident und gilt als Begründer des modernen China.
Er formulierte die Drei Prinzipien des Volkes.

  • Volksgemeinschaft (Ein Staat, bestehend aus den fünf grossen Volksstämmen – Han, Mongolen, Tibeter, Mandschu und Uiguren – und den vielen kleineren Volksstämmen in China, die sich gegen die Kolonialstaaten erheben werden)
  • Volksrechte (Das Volk soll nach westlichem Vorbild als Souverän herrschen, ein traditioneller Beamtenapparat soll die Steuerung des Landes übernehmen)
  • Volkswohlfahrt (Die Hauptaufgabe des Staates ist die Befriedigung der vier Lebensbedürfnisse: Ernährung, Bekleidung, Wohnung und des Verkehrs aller Bürger)

Um diese drei Ideen herum entstand die erste Verfassung der Republik China von 1912. Das Ziel, oder ein sehr wichtiges Ziel, war die Einheit Chinas wiederherzustellen.

Aus vielen Gründen klappte das nicht. Von 1927 – 1949 gab es einen chinesischen Bürgerkrieg. 1949 zog sich die Republik China auf die Insel Taiwan zurück. Bis heute heisst Taiwan daher Republik China. Die Volksrepublik China, also das was man so normalerweise unter „China“ versteht, wurde nach dem Bürgerkrieg am 01.10.1949 von Mao Zedong gegründet.

Am Eingangstor zur verbotenen Stadt hängt ein großes Portrait von Mao.

Forbidden City Beijing

Auf dem nächsten Bild werden die Grössenverhältnisse der Eingänge relativ zur Umgebungsmauer etwas klarer.

Forbidden City Beijing

Wenn man an diesem Tor steht und sich dann umdreht, also in die Richtung wie Mao guckt, dann sieht man vor sich den riesigen Tiannanmen Platz, rechts die Halle des Volkes, links das Nationalmuseum und geradeaus das Mausoleum von Mao. Die Symbolik geht also auch außerhalb der verbotenen Stadt weiter. Jedes Jahr im März findet in der Großen Halle des Volkes die gemeinsame Sitzung der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes und des Nationalen Volkskongresses statt, um Prinzipien der zukünftigen Politik zu besprechen.
Hier wird „sehr groß“ gedacht.

Great hall of the people
Große Halle des Volkes

Mir vermittelt diese ganze Anordnung, dass hier permanent ein Prozess der Entwicklung vor sich geht. Nach dem Ende des Kaiserreiches entsteht etwas Neues und natürlich ist es noch nicht fertig, es ist ein immer währender Prozess. Die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung verläuft auf der großen Straße zwischen verbotener Stadt und dem Tiannanmen Platz. Die Gäste auf den Tribünen blicken dann auf das „neue China“ mit dem Mausoleum im Hintergrund.

Tiananman Square
Tribünen zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China

Zurück zur verbotenen Stadt.

Es ist tatsächlich eine Stadt. Mit kleinen Gassen, vielen Palästen und einem Hofstaat mit tausenden von Bewohnern, den üblichen Intrigen und Machtdemonstrationen. Der Weg in der Stadt führt durch mehrere Hallen. Die Namen der Hallen sind beispielsweise

  • die Halle der Wahrung der Harmonie
  • die Halle der mittleren Harmonie
  • der Palast der himmlischen Klarheit
  • die Halle der höchsten Harmonie

Die Bauweise der Häuser ist interessant. Alles ist nach dem Feng Shui Konzept gebaut. Ziel bei diesem Konzept ist die Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung, die durch eine besondere Gestaltung der Wohn- und Lebensräume erreicht werden soll.
Bei mir hat es funktioniert … nach dem Besuch war ich wie verzaubert und “schwebte” durch eine Parkanlage nach draussen 😀

Viele Hochzeitspaare lassen sich in historischer Kleidung fotografieren und viele Besucher tragen ebenfalls historische Kleidung.

Newlyweds - Forbidden City Beijing

Der Besuch ist beeindruckend für mich und ich erahne so ganz langsam wieviel Geschichte hier versammelt ist und was mich wohl noch so in den nächsten Wochen erwarten wird. Dieser Ort hier hat größere Dimensionen, besonders im symbolischen Bereich, als ich sie jemals irgendwo gesehen habe (also beispielsweise verglichen mit dem Palast in Versailles oder dem Louvre in Paris).

Zwei Details unter vielen anderen möchte ich noch erwähnen.

An den vier Seiten des Daches waren immer Figuren des Königs und seiner Beschützer eingebaut. Die sahen manchmal sehr perfekt und kunstvoll aus, manchmal auch einfach nur „knuffig“.

Forbidden City Beijing
Forbidden City Beijing
Forbidden City Beijing

Chinesische Löwenfiguren sehen anders aus als „europäische“ Löwenfiguren.

Forbidden City Beijing
Typische chinesische Löwenfigur

Manchmal sehen die dann auch aus wie sehr „punkige“ Löwen.

Sculpture - Forbidden City Beijing
Löwe

Photos auf Flickr

Forbidden City - Beijing

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Comments

2 responses to “China – Teil 2 – Verbotene Stadt”

  1. Corinna Cremer Avatar

    Danke für den lebendigen und super spannenden Bericht! Ichwar vor sehr langer Zeit in der verbotenen Stadt und bin ganz traurig, wieviele Details mir entgangen sind…. Freue mich auf Deinen nöchsten Part! Best to Fitou from Berlin!

  2. Ulrike Avatar

    Interessanter Bericht! Übrigens: der punkige “Löwe” ist ein Qilin, ein chinesisches Fabeltier.

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