Tresor de milles et une nuit

5 Tage in Marrakesch

Also das mit meinem Plan für 2015 haut bisher gut hin, bis auf die Wochenenden :). Letzte Woche waren wir tatsächlich in Marrakesch, Marokko und es war gut, sehr gut!

In Marrakesch gibt es eine Altstadt (Medina), die um die 1000 Jahre alt ist. Sie ist von einer komplett erhaltenen Stadtmauer umgeben. Die Stadtmauer ist so etwas mehr als 10km lang. Die Fläche der Medina sind 1100 Hektar oder 11 Quadratkilometer oder 1500 Fussballfelder. Auf dieser Fläche gibt es keine grösseren Strassen.  Ich beschreibe das so ausführlich, weil die Orientierung am ersten Tag ein echtes Problem war  und ich mir der Grösse nicht bewusst war.

marrakech-medina

Wenn man auf ein Dach klettert, sieht die Medina etwa so aus

Marrakech

Eine gute Zusammenfassung der Situation in Marrakesch gibt dieser Artikel aus dem Jahr 2007, den ich vollumfänglich bestätigen kann: Marrakesch: Eine Stadt wird Opfer ihres Erfolgs

Das Orientierungsproblem führt zur folgender Sitution:
Tourist steht planlos an einer Gassenkreuzung mit Stadtplan oder Handy Navigation und versucht den gewünschten Weg zu finden. Etwa 10 Sekunden später wird er von einem Einheimischen in jeder denkbaren Sprache angesprochen, ob er Hilfe benötigt, schon hier oder dort war und doch einfach dem Einheimischen folgen sollte, er bringe ihn zum gewünschten Ort.

  • Die freundliche Variante führt dazu, dass man sein Ziel erreicht, dem Frendenführer etwas Geld gibt und gut.
  • Die nervige Variante lockt einen an irgendeine Sehenswürdigkeit über einen Weg, den man niemals (wirklich niemals) wieder zurückfindet. Dann übernimmt ein Bruder, Schwager oder anderes Mitglied der Familie/Kooperative und man landet unweigerlich in einem Geschäft für Berberkunsthandwerk oder ähnlichem. In diesen Geschäften sind die Preise dann erheblich höher als in anderen Geschäften aber man kann natürlich bei einem Tässchen Tee den Preis verhandeln. Alle sind freundlich und es kann auch Spass machen … aber manchmal möchte man ja nur sein Ziel erreichen!
    Kleines Preisbeispiel: 1 Gramm Indigoblau kostete in einem Laden der nervigen Kategorie 7 Dirham (70 Eurocent). Nach etwas Diskussion 3,50 Dirham. In einem normalen Shop kostet das Gramm ohne verhandeln 1 Dirham. In dem normalen Laden kaufen wir 200 Gramm und bekommen noch ein paar Klumpen Kobaltblau kostenlos dazu. Bei Okhra in Frankreich kosten 100 Gramm Indigo aus Indien 30 Euro (also ein Gramm 30 Eurocent). 200 Gramm reichen gut für ein Zimmer wie dieses.

In der touristischen Lernphase sind wir durch so einen freundlichen Fremdenführer im Gerber- und Färberviertel gelandet (daher auch meine Kenntnisse über Pigmentpreise :) ).

Tanneries

Das sieht besonders bei den Färbern ausgesprochen farbenfroh aus und ist ein typisches Fotomotiv aus Marrakesch und Fes (Wikipedia über den Prozess des Gerbens). Aber: Es ist schlicht eine Scheissarbeit, es riecht nach Urin und Schlachtabfällen, Hunde laufen durch die Hautstapel und versuchen ein Stück Fleisch zu erhaschen (wir bekommen ein Bündel Minze um es uns vor die Nase zu halten damit wir den Gestank aushalten).

Wir laufen zwei Tage durch diese Medina und entdecken wirklich interessante Dinge. Ich fotografiere kaum, weil ich den Eindruck habe, dass die Einwohner das nicht wollen. Um uns herum Eselskarren, kleine Werkstätten, Backstuben, Fleischer und unendliche viele nach Zweitaktöl stinkende Mofas. Bei einer kleinen Fliesenfabrik mache ich eine Ausnahme. Dort werden Zementfliesen in Handarbeit hergestellt. Ich kenne diese Fliesen von der Renovierung des letzten Hauses. Hier konnte ich zuschauen, wie so etwas vor 100 Jahren hergestellt wurde. Die drei Arbeiter arbeiten so schnell, dass es mir nicht gelang, scharfe Fotos zu machen.

Making of cement tiles

In der Medina gibt es den grossen Platz Jamaa el-Fnaa. Es ist wirklich so, wie in den Touristenführers beschrieben: Schlangenbeschwörer, mobile Zahnärzte, Garküchen, Henna Tattoos, Berberäffchen, Orangensaftbuden und wirklich alle Klischees, die Touristen mit Orient verbinden.

Jemaa el-Fnaa

Es gibt viele Paläste/Riads in der Medina. Hier z.B. Portal der Medresa Ben Youssef.

Portal in Medresa Ben Youssef

Ausserhalb der Medina befindet sich der Majorelle Garden. Pierre Bergé und Yves Saint Laurent kauften ihn in den achtziger Jahren. Damals war er ziemlich heruntergekommen und sollte planiert werden. Die beiden haben den Garten samt Villa wieder aufgebaut und später dann, nach dem Tod von YSL wurde aus dem ehemaligen Atelier von Majorelle ein Museum in welchem heute ein Teil Berberkunstsammlung von YSL und Pierre Bergé ausgestellt wird.

Majorelle Garden

Um die Medina herum ist Marrakesch mittlerweile zu einer Millionenstadt herangewachsen. Wir erkunden noch das moderne Stadtzentrum Gueliz und die Industriezone Sidi Ghanem. Sidi Ghanem ist ein eigener Stadtteil mit vielen Geschäften, eine Mischung aus Baumarkt, Einrichtungshäusern, Fensterfabriken, Kosmetikfirmen und Kunstgalerien. Hier laden grosse LKW viele Dinge ab, die dann entweder per Eselskarren in die Medina gebracht und verarbeitet und verkauft werden oder per Versand in alle Teile der Welt verschickt werden.

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