“Opa erzählt vom Krieg”.
Ich meine das positiv.
Peter Scholl-Latour ist 1924 geboren (also 86 Jahre alt!) und skizziert mal eben die These, das das Zeitalter des “Weissen Mannes” zu Ende geht.
Zum heutigen Journalismus zitiert er einen Herrn Chimelli: “Die ausführliche Berichterstattung komplizierter Sachverhalte ist dem Nachrichtenkonsumenten meist nicht zuzumuten.”
Derart gerüstet erwartet den Leser ein atemberaubendes “Big Picture” der Welt im Allgemeinen und verschiedenen Brennpunkten im Besonderen (Ost-Timor, Indonesien, Ozeanien, Philipinen, Kirgisien, Kasachstan, China, Brasilien und viele jeweils angrenzende Länder). Der Niedergang des “weissen Mannes” wird am Beispiel der Kolonialmacht Portugal dargestellt. Der roten Faden beginnt in Ost-Timor und endet in Brasilien.
Viele Orte über die er spricht, hat er in den letzten 50 Jahren mehrfach besucht. Manchmal schreibt er in einem Nebensatz, dass er auf bestimmte Entwicklungen schon an diesem und jenem Datum hingewiesen hat.
Herr Scholl-Latour ist ein Fall für sich. Nicht alles, was er schlussfolgert, kann ich nachvollziehen, weil mir einfach das Wissen um die Dinge fehlt. Viele Orte, von denen er erzählt, kenne ich gar nicht. Viele Namen von Personen habe ich schon mal gehört, kann sie aber nicht einordnen. Beim Lesen sitze ich meist mit geöffnetem Browser (Wikipedia) um die Orte und Personen nachschlagen zu können. Ich lese im Browser und oft fallen mir Unterschiede in der Darstellung von Scholl-Latour und Wikipedia auf. Die englische Wikipedia ist näher an Scholl-Latours Berichten. Beim googlen stosse ich auf viele Versionen des Themas und lerne eine Menge dazu. Scholl-Latour vertritt eine Meinung, die er sich selbst als “Augenzeuge” und Journalist erschlossen hat. Das imponiert mir.
Das Buch tut mir gut und macht Lust auf viel, viel mehr.
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