Ein Autor, Paul Sahner, der sich aus Verzweiflung über seinen 60sten Geburtstag einen Porsche kauft (in himmelblau) schreibt ein Buch über Karl Lagerfeld. Es ist diese Sorte Buch, die sehr schwer ist und dessen Inhalt auf Hochglanzpapier gedruckt ist. Jedes Kapitel hat eine toll layoutete Aufmacherseite. Es riecht nach Luxusbuch und all das mag ich nicht so wirklich. Ich quäle mich ein wenig durch den Anfang, finde dann aber Gefallen an dem inhaltlichen Konzept. Paul Sahner kennt Karl Lagerfeld scheinbar recht lange und erzählt dessen Geschichte. Zwischendurch streut er immer wieder Zitate von Karl ein, die scheinbar aus öffentlichen Interviews stammen. Teilweise gibt es auch Interviews zwischen Sahner und Lagerfeld. Es kommt mir vor wie eine Sammlung von Artikeln aus Illustrierten (Sahner arbeitet in der Chefredaktion der Zeitschrift Die Bunte) vor.
Die Zitate von Lagerfeld retten das Buch und hin und streckenweise ist es auch wirklich gut.
Leider erfährt man nichts wirklich erhellendes aus Lagerfelds Leben. Die Menge an Zitaten und Interviewfetzen sind allerdings wie ein Bergwerk aus dem man sich seinen eigenen Lagerfeld zusammenreimen kann.
Ich bin beeindruckt von diesem Mann.
Er ist 1933 geboren (Also 77 Jahre alt), macht im Jahr 16 Modekollektionen und diverse andere Sachen, scheint ein begnadeter Gastgeber zu sein, der sich selbst nicht in den Vordergrund spielt. Er hat um die 300.000 Bücher und zieht gern unauffällig im Hintergrund die Fäden. Er hat das Talent Entwürfe zeichnen zu können, die andere anschliessend nähen können. Er kann auch handwerklich die Dinge umsetzen wenn es Not tut. Er scheint ein sehr bodenständiger Mensch zu sein.
Vielleicht treffen es diese beiden Zitate am besten:
In pointiertem Gegensatz zu seinem langjährigen Gegenspieler Yves Saint Laurent waren Modeideen für Lagerfeld nie genialische Schöpfungen aus dem Nichts, sondern pragmatische Lösungen für konkrete Vorgaben.
… Sein hintergründiges Geheimnis ist, dass er kein Geheimnis hat. Affären, Laster, Schwächen, all die Dinge, mit denen man Berühmtheiten heute in die Enge treibt, hat Lagerfeld sich längst abgewöhnt.
Lagerfeld ist schon ein Phänomen.Das Buch ist eher Durchschnitt aber immerhin mal etwas zusammenhängendes.
Für einen Einstieg ins Thema Lagerfeld gefällt mir dieser Artikel von Ingeborg Harms gut (aus 2008).
Und diese Videos sind auch ganz hilfreich (Karl Lagerfeld bei Beckmann – aus 2009).
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