Es ist schon ein besonderes Buch. Tiziano Terzani war Journalist beim Spiegel und in Asien unterwegs. Er ist krank (Krebs), wird bald sterben und unterhält sich mit seinem Sohn Folco, um ihm alles zu erzählen, wofür sonst keine Zeit war. Nach dem Gespräch stirbt er.
Er führte ein, in meinen Augen, “luxuriöses Leben” und hat viel dabei gelernt. Die Kombination aus Lebensgeschichte und praktischer Erfahrung in Italien, Vietnam, Korea, Kambodscha, China und Japan ist einfach gut.
Zitate:
Folco, sollte am Ende gedruckt werden, was ich hier sage, mußt du unbedingt alle Einzelheiten überprüfen! Ein falsches Detail – und das ganze Projekt verliert seine Glaubwürdigkeit.
Was man aber wirklich braucht, ist vor allem ein vielseitiges Grundwissen, besonders in Geschichte und Ökonomie, und sowas kann man sich nur selbst erarbeiten, auf einer Journalistenschule lernt man das jedenfalls nicht. Solche Schulen sind so absurd wie Dichterschulen. Gibt es da etwas zu lernen? Kann einem jemand beibringen, Dichter zu werden?
Als ich zu schreiben begann, in Vietnam und China, hatte man noch die Idee vom “Aufklärungsjournalismus”. Beim Militärkommando in Saigon gab es damals jeden Nachmittag etwas, was wir the five’o clock folly nannten, den Fünf-Uhr-Irrsinn. Da präsentierte sich ein amerikanischer General, gab einen Bericht über die Ereignisse des Tages ab – hier ein Angriff, dort eine Schlacht mit soundso vielen Toten – und danach gab es zwei Möglichkeiten: Entweder man ging auf sein Zimmer, schrieb, was der General gesagt hatte, und konnte dann den Abend im Lokal verbringen, oder aber man notierte sich den Namen der Ortschaft und fuhr nach der Pressekonferenz los, um zu überprüfen, ob die Geschichte auch stimmte.
Wenn sechs verschiedene Personen dieselbe Geschichte erleben, wird sie zu sechs verschiedenen Geschichten, denn die Art etwas zu beobachten, die Details, die du dir herauspickst, die Gerüche, die du wahrnimmst, sind deine persönliche Auswahl von Einzelheiten, die natürlich auch dein Urteil beeinflussen (Zum Thema Objektivität:).
Die Wahrheit ist, dass man gegen die menschliche Natur herzlich wenig tun kann. Der Mensch ist ein Individualist, Egoist. Er ist nicht bereit, eine Begrenzung seiner Rechte zu akzeptieren, er will tun, was ihm passt, das muss man einfach zur Kenntnis nehmen.
Ich habe in meinem Leben viel mehr kleine als große Persönlichkeiten getroffen. Überleg mal, wie nützlich sich ein kleiner Provinzbeamter macht, der sich dafür einsetzt, dass eine kaputte Leitung repariert wird, damit das Dorf wieder Wasser hat. Den wahrhaft Großen bin ich leider nicht begegnet.
Doch am Anfang dieses Prozesses steht die Stille. Fragte sich jemand: “Wie ist es möglich, sich zu verändern”, gab sie (Mutter Teresa) immer eine ganz einfache Antwort: Beginn mit Schweigen.
Entschuldige mal, wenn einer, der so malen kann wie du, sich eine Auszeit nehmen will, braucht er doch nur nach Angkor Wat zu gehen, richtig aquarellieren zu lernen, Tempel zu malen und sie dann den Touristen in Hongkong verkaufen. Und schon hat er eine Arbeit erfunden.
Seine Arbeit muß man sich erfinden!.
Auf eingefahrenen Wegen wirst du nie etwas Neues entdecken. Wie denn auch? Genauso ist es mit der Suche. Wer schon weiß, was er sucht, wird nie finden, was er nicht sucht … und dabei ist es vielleicht ausgerechnet das, was zählt, oder? Daher ist die Suche ein seltsamer Prozeß, der große Entschlossenheit verlangt, weil er Verzicht bedeutet. Verzicht auf Sicherheiten.
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