Der Ich Erzähler ohne Namen (er heißt Munna – Hindi für Junge) liest in der Zeitung, das Wen Jiabao, der chinesische Ministerpräsident Bangalore besuchen will, um zu sehen, wie das mit dem indischen Outsorcing Wunder dort so funktioniert. Er schreibt einen langen Brief an Jiabao und erzählt ihm sein Leben.
Er schreibt sehr lebendig und schildert seinen Weg von einem Diener, sein Leben als Fahrer bis zu seinem Start-Up whitetigertechnologydrivers.com.
Das Buch ist einfach klasse. Aravind beschreibt, was ihm passiert und erklärt dabei quasi nebenbei das Land Indien, die “Parlamentarische Demokratie”, die Korruption, wie Bangalore funktioniert, das System der “Hühnerkäfige” in Indien, die Unterschiede zwischen China und Indien, die Gründung seines Start-Ups, Mutter Ganges, “die Finsternis” und vieles andere mehr.
In seinem Leben ist er Diener, Philosoph, Unternehmer und Mörder gewesen. Er wertet nicht, sondern beschreibt Situationen wie die Geldzahlungen seines Herrn an die Regierung, wie es sich anfühlt, Diener eines Herrn zu sein, über die katastropalen Lebensbedingungen für Arme in Indien.
Erst auf den letzten Seiten des Buches ändert sich sein Leben. Ob es ein Happy End ist, bleibt dem Leser überlassen. Zwei kleine Zitate aus dem Buch, die nur einen kleinen Einblick geben, mir aber im Gedächtnis geblieben sind.
Ich habe immer nach einem Schlüssel gesucht aber die Tür stand immer offen!
Ein indische Revolution?
Nein, Sir. Die wird es nicht geben. Die Menschen in diesem Land warten immer noch darauf, das ihre Freiheit von woanders herkommt – aus dem Dschungel, aus den Bergen, aus China, aus Pakistan. Aber das wird nicht passieren. Jeder Mensch muß sein eigenes Benares finden. Das Buch deiner Revolution liegt dir im Magen, junger Inder. Du musst es nur ausscheißen und lesen. Aber stattdessen sitzen sie alle vor ihren Farbfernsehgeräten und schauen Cricket und Shampoowerbung an.
Früher war ich der Fahrer eines Herrn, jetzt bin ich der Herr der Fahrer. Ich behandele sie nicht wie Diener – ich schlage, schikaniere oder verspotte niemanden. Ich beleidige Sie auch nicht, indem ich sie als meine “Familie” bezeichne. Sie sind meine Angestellten, ich bin ihr Chef, das ist alles. Ich lasse sie einen Vertrag unterzeichnen, den ich auch unterzeichne, und wir müssen uns beide daran halten. Das ist alles. Wenn Sie Ihre Arbeit getan haben, schicke ich sie weg: kein Schwätzchen bei einer Tasse Kaffee. Ein weißer Tiger hat keine Freunde. Das ist zu gefährlich.
Ich möchte trotz meiner erstaunlichen Erfolgsgeschichte nicht den Kontakt zu den Orten verlieren, die mich wirklich etwas gelehrt und weitergebracht haben: zur Straße und zum Bürgersteig. Abends oder am frühen Morgen spaziere ich durch Bangalore und lausche nur der Straße.
Mich hat die Story sehr beeindruckt und an unserere gemeinsame Zeit mit Vitalis erinnert. Vitalis war im Jahre 2003 vier Monate Praktikant in unserer Firma und wohnte auch bei uns. Bevor er zu uns kam, wohnte er in einem Vorort von Dar es Salaam, Tanzania. Geboren war er in einem kleinem Dorf am Victoriasee (1.000km von Dar entfernt). Es war sein erster Besuch Europa und als wir das erste Mal gemeinsam in einen Supermarkt gingen, blieb er vor dem Tierfutterregal stehen, nahm die kleinen “Sheba” Packungen in verschiedenen Geschmacksrichtungen in die Hand und fragte mich “You feed dogs and cats?” und nach einer Pause “Why?”. Danach entdeckte er die künstlichen Kauknochen für Hunde … Es waren lehrreiche 4 Monate für uns und ihn. Vitalis traue ich so eine Story auch zu.
Leave a Reply